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Aquarium
Das Aquarium (v. lat. aqua „Wasser“) ist die verbreitetste Art des Vivariums. Meist handelt es sich bei ihnen um Gefäße aus Glas oder durchsichtigem Kunststoff, die mit Wasser befüllt werden. Mit Hilfe von Fischen und wirbellosen Tieren wie Weichtieren oder auch Krebsen sowie Wasserpflanzen und Bodenmaterialien, meist Kies oder Sand, stellt der Aquarianer eine Unterwasserwelt her und erhält sie am Leben. Auf Wassertiere spezialisierte Zoos (auch Aquazoos genannt) bezeichnen sich ebenfalls als Aquarien.
Früher nannte man den Kellerraum in Apotheken, der zur Aufbewahrung flüssiger Arzneistoffe in Flaschen, Fässern usw. bestimmt war, „Aquarium“. In England wurde der Begriff „Aquarium“ dann verwendet, um die in den Glashäusern zur Pflege von Wasserpflanzen (aber nicht Wassertieren) aufgestellten Bassins zu bezeichnen. Der moderne Begriff des Aquariums wurde im 19. Jahrhundert üblich.
Einfaches Haus-Aquarium (80x40x30 cm, 96 l)
Aufwändigeres Haus-Aquarium (100x40x50 cm, 200 l)
Geschichte des Aquariums
Ursprünge
Die Haltung von Fischen in einer künstlichen Umgebung hat eine weit zurückreichende Vergangenheit. Bereits die Sumerer hielten gefangene Fische in Teichen, bevor sie sie für Mahlzeiten zubereiteten. Ähnliches ist aus dem alten Ägypten bekannt. Für alle Tempelgärten von der frühdynastischen Zeit bis zum Neuen Reich gilt, dass sie mit rechteckigen Wasserbassins ausgestattet waren. Auch in den häufig relativ kleinen ägyptischen Hausgärten hatten künstlich angelegte Teiche und Becken eine zentrale Rolle inne. Auf einem altägyptischen Gartenmodell, das sich heute im Metropolitan Museum in New York befindet, nimmt das von Maulbeerfeigen umrahmte Wasserbecken fast die ganze Gartenfläche ein. Aufgrund von Abbildungen, die man in der Ausgrabungsstätte Oxyrhynchus gefunden hat, weiß man, dass in solchen Becken Fische gehalten wurden.
Ähnlich alt ist die Haltung von Fischen in China. Die gezielte Züchtung von Karpfen begann vermutlich vor ca. 2.500 Jahren; das älteste Buch zur Fischzucht datiert in die Zeit von 770 bis 476 v. Chr. Während der Song-Dynastie (960–1216 n. Chr.) begann die Domestikation des Goldfisches aus der Silberkarausche, ab dem frühen 16. Jahrhundert ist belegt, dass Goldfische in großen Keramikgefäßen auch in Häusern gehalten wurden. 1596 erschien das erste Buch zum Thema Aquarium von Chang Chi'en-te mit dem Titel „Chu sha yü p'u“, auf Deutsch „Traktat über die Goldfische“.
Der Beginn der Aquaristik in Europa
Der genaue Zeitpunkt, zu dem erstmals Lebewesen in durchsichtigen Behältern gepflegt wurden, lässt sich nicht genau bestimmen. Der englische Tagebuchschreiber Samuel Pepys notierte 1665 in seinen Aufzeichnungen, dass er in London Fische gesehen habe, die in einem Wasserglas am Leben gehalten wurden. Vermutlich handelte es sich dabei um Paradiesfische, die durch die Handelsbeziehungen der East India Company aus Kanton, wo sie in Gartenteichen gehalten wurden, nach London gelangten. Zunächst waren es vor allem naturwissenschaftliche Forscher, die Lebewesen in Behältern hielten, um daran ihre Untersuchungen vorzunehmen. Der britische Chemiker Joseph Priestley beispielsweise, der 1774 gleichzeitig mit dem Schweden Carl Wilhelm Scheele den Sauerstoff entdeckte, nahm weitergehende Untersuchungen zum Sauerstoff an Wasserpflanzen vor, die er in seinem Labor hielt.
Auf der Weltausstellung 1851 in London wurden erstmals Aquarien einer breiten Öffentlichkeit gezeigt. Die Scheiben dieser Aquarien wurden von einem gusseisernen Rahmen zusammengehalten.
Den Begriff „Aquarium“ prägte allerdings der englische Naturforscher Philip Henry Gosse in seiner 1853 erschienenen Veröffentlichung „A Naturalist's Rambles on the Devonshire Coast“. Das Buch fand in der britischen Öffentlichkeit sehr großen Anklang. Es kam in Mode, Lebewesen zumindest kurzfristig in kleinen Glasbehältern zu pflegen, um sie besser studieren zu können. In Deutschland war es vor allem der Naturforscher, Pädagoge und Schriftsteller Emil Adolf Roßmäßler, der mit verschiedenen Artikeln dieses Hobby in Deutschland populär machte. Er wird daher scherzhaft auch als „Vater der deutschen Aquaristik“ bezeichnet. 1854 erschien von ihm in der damals populären Familienzeitschrift Die Gartenlaube der Artikel Der Ocean auf dem Tisch. Ähnlich wie Gosse stellte er hier die Pflege von Seewassertieren vor. Roßmäßler verfolgte mit der Veröffentlichung das Ziel, die Naturwissenschaft im Volk bekannt und populär zu machen. Ihm wurde allerdings bald klar, dass dies durch ein Süßwasseraquarium einfacher zu erzielen war. Deswegen folgte in der Gartenlaube sehr bald der Artikel Der See im Glase, der zu so viel Rückfragen zu dieser Form der Tierhaltung führte, dass er 1857 sein Buch Das Süßwasseraquarium veröffentlichte. Roßmäßler gab darin konkrete Hinweise, wie ein solches Aquarium einzurichten und zu pflegen sei. Neben dem Goldfisch empfahl er vor allem die Elritze und den Schlammpeitzger.
Roßmäßlers Veröffentlichungen folgten eine Vielzahl von weiteren Aquarienbüchern und -zeitschriften. Aquarienvereine wurden in ganz Deutschland gegründet. Es wurde modern, in den Wintergärten der Gründerzeitvillen ein sogenanntes Salonaquarium oder ein Goldfischglas aufzustellen.
- Hier leben die Tiere genauso wie in der Freiheit – anders als die in Käfigen gefangenen Vögel, Reptilien und Insekten. Durch nichts gehemmt und eingeengt, zeigen sie sich dem Beobachter in ihrer ganzen Naturwüchsigkeit, in ihrer vollen Natürlichkeit. (zit. n. Horst & Kipper, S. 12) hieß es in einem 1880 veröffentlichten Aquarienbuch.
Aus heutiger Sicht ist diese euphorische Sicht nicht zutreffend. Man hatte zur damaligen Zeit wenig Wissen über die Bedürfnisse der gehälterten Lebewesen oder die im Aquarium ablaufenden Prozesse. Aquarien wurden damals teilweise noch mit Kerzen geheizt, die unter dem Aquarium aufgestellt wurden. Im Herbst starben die Pfleglinge sehr häufig, weil es dem Wasser an Sauerstoff mangelte und man nicht in der Lage war, für eine ausreichende Beleuchtung der Aquarien zu sorgen.
Entwicklungen bis heute
Die Weiterentwicklung der Aquaristik während der letzten einhundert Jahre ist vor allem auf das Verständnis zurückzuführen, dass ein Aquarium in der Regel ohne entsprechende technische und chemische Unterstützung keinen Lebensraum für Fische und Pflanzen bieten kann. Der Schwerpunkt der technischen Weiterentwicklung lag dabei vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ausschlaggebend war neben einem zunehmenden Wissen über die biologischen und chemischen Vorgänge in einem Aquarium die Verfügbarkeit von Materialien für den Bau immer ausgefeilterer Aquarienfilter, verbesserter Beleuchtungssysteme und kleinerer Pumpen sowie eine ausreichende Kaufkraft eines genügend großen Anteils der Bevölkerung, der bereit war, in dieses Hobby zu investieren und solche Produkte nachzufragen.
Hammerkoralle (
Euphyllia paraancora) – Großpolypige, langsam wachsende
Steinkorallen können in Deep Sand Bed-Aquarien gewaltige Größen erreichen.
Aquarien können aus unterschiedlichem Material gefertigt sein. Bis Ende der 1960er Jahre waren die meisten Aquarien Rahmenaquarien, bei denen Glasscheiben in Metallrahmen eingekittet wurden, oder Vollglasaquarien bis etwa 20 Liter Fassungsvermögen. Eine entscheidende Konstruktionsänderung kam erst mit der Entwicklung der Silikonkleber, welche die früheren Metallrahmen überflüssig machten. Damit waren rahmenlose Aquarien in den verschiedensten Größen und Formen möglich. Die typischen Aquarien der 1960er und 1970er Jahren waren meist an den Seiten mit Holz verkleidet. Damit sollte sichergestellt werden, dass sich das Aquarium harmonisch in die Wohnung einfügte. In dieser Zeit wurde zunehmend auch Wert auf eine harmonische Pflanzenvielfalt im Becken gelegt, so dass das holländische Pflanzenaquarium entstand.
Für die Aquarien gibt es verschiedene Möglichkeiten und Methoden zur Temperatureinstellung. Gebräuchlich sind Kontaktthermometer, elektronische Regeleinrichtungen und manuelle Temperatureinstellung. Heute haben die in Aquarien verwendeten Stabheizungen Messsonden, die eine gradgenaue Einstellung ermöglichen, ohne dass Zusatzgeräte erforderlich sind. Elektronische Einrichtungen erlauben teilweise auch eine zeit- oder tageslichtgesteuerte Temperaturführung entsprechend der täglichen Temperaturschwankungen in den Ursprungsgebieten der Fische. Eine allmähliche Erhöhung der Wassertemperatur, wie sie notwendig ist, um bei einigen Labyrinthfischen die Laichbereitschaft auszulösen, ist mit elektronischen Reglern relativ einfach zu erzielen. Anstelle von in das Becken gehängten Stabheizungen gibt es auch verschiedene Arten von Bodenheizungen.
Auch die Meerwasseraquaristik, die lange Zeit nur von erfahrenen Aquarianern betrieben wurde, ist heute einfacher zu realisieren. Sie gilt jedoch immer noch als anspruchsvoller und auch kostenintensiver als die Süßwasseraquaristik. In der Praxis haben sich nationale Vorlieben herausgebildet. In Deutschland und wohl auch in vielen anderen Ländern werden Riffaquarien vor allem nach dem Berliner System betrieben; viele französische Meerwasseraquarianern nutzen das Jaubert-System und aus Nordamerika kommt neuerdings die Deep Sand Methode, die ein enormes Wachstum von Steinkorallen bei geringem Technikeinsatz möglich macht. Zeovith-Methode, Miracle Mud oder Algenrefugium sind weitere Pflegemöglichkeiten in der Meerwasseraquaristik. Es lässt sich allerdings keines von ihnen als das „beste“ System bezeichnen. Klassische Filter wie in der Süßwasseraquaristik haben sich nicht durchgesetzt.
In der Süßwasseraquaristik ist Takashi Amano wahrscheinlich der derzeit einflussreichste Aquarianer. Er hat das sogenannte Naturaquarium populär gemacht, bei dem Landschaftsbilder der Natur nachgebildet werden und das von der japanischen Gartenkunst maßgeblich beeinflusst ist. Es handelt sich dabei keineswegs um Biotop-Aquarien, bei denen ein Lebensraum exakt nachgebildet wird. Ziel ist es vielmehr, ästhetische Landschaften als Kontemplationsobjekte mit den Mitteln der Aquaristik zu gestalten. Vorbilder aus Natur und Phantasie werden dabei ins Aquarium übertragen. Dabei kombiniert Amano Pflanzen, die aus unterschiedlichen Kontinenten stammen, und vergesellschaftet Lebewesen, deren Lebensräume sich in der freien Natur nicht überschneiden.
Zunehmend findet sich heutzutage eine Vielfalt von sog. „Designaquarien“. Diese Becken haben Säulen- oder Pyramidenform, oder es werden Wandaquarien in Form eines Bildes oder einer Halbkugel mit zu geringem Volumen angeboten, die zur Haltung von Fischen nicht geeignet sind (siehe Goldfischglas). Designer erfinden Beckeneinrichtungen, wie z. B. aus Chromelementen oder Plastikschläuchen, die ebenso unter den Aspekt der Tierquälerei fallen.
Die neueste Entwicklung der Aquarienform ist das Bonsai-Aquarium. Hier wird ähnlich einem Paludarium Wert auf einen Landteil gelegt, der mit Wurzeln, Wasserfällen, Moos und kleinen Solitärpflanzen gestaltet ist. Das Becken dieses Aquarientyps hat eine halbierte Front- und abgeschrägte Seitenscheiben.
Klassifikation von Aquarien
Süßwasseraquarien können nach einer Reihe sehr unterschiedlicher Kriterien klassifiziert werden. Ein wichtiges Gliederungsmerkmal ist heutzutage die Klassifizierung des Wassers anhand der darin gelösten Inhaltsstoffe. Sie sind entscheidend dafür, welchen Lebewesen im Aquarium geeignete Bedingungen geboten werden können. Früher wurde mehr Wert auf die Unterscheidung Kalt- oder Warmwasseraquarium gelegt.
Klassifikation nach Wasserbedingungen
Aquarien werden zuerst vor allem nach dem Salzgehalt des Wassers unterschieden. Meereswasseraquarien haben den höchsten Anteil an gelöstem Salz im Wasser. In ihnen werden Lebensbedingungen simuliert, wie sie in Ozeanen vorkommen. Der Salzgehalt liegt bei 3,4 Prozent (34 g/L). Bei Süßwasseraquarien beträgt der Anteil des Salzes im Wasser weniger als 0,6 Prozent. Nachgeahmt werden die Lebensbedingungen in einem See oder Fluss. Dieser Typus von Aquarium ist der in der Aquaristik am meisten verbreitete. Brackwasseraquarien sind dagegen ein verhältnismäßig wenig verbreiteter Aquarientyp. Sie bilden die Lebensbedingungen der Mündungsgebiete großer Flüsse oder Mangrovenküsten nach. Der Salzgehalt liegt zwischen den Werten für ein Salz- und Süßwasseraquarium.
Viele tropische Gewässer, aus denen im Aquarium gepflegte Lebewesen stammen, haben salzarmes und sehr weiches Wasser. Bezeichnungen wie Amazonasbecken oder Schwarzwasseraquarium weisen auf Süßwasseraquarien hin, die diese Lebensbedingungen simulieren; während in einem Schwarzwasserbecken jedoch Arten unterschiedlichster Herkunft gepflegt werden, die diese Haltungsbedingungen fordern, werden in einem Amazonasbecken gezielt nur solche Pflanzen, Fische und Wirbellose gehalten, die ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet im Amazonas haben. Sogenannte Malawibecken oder Ostafrikaaquarien beherbergen meist Fische der ostafrikanischen Grabenseen mit höherem Salzgehalt. Aquarien für heimische Kaltwasserfische weisen ebenfalls oft härteres Wasser als diejenigen für tropische Fische auf; der Begriff „Hartwasserbecken“ ist jedoch unüblich.
Einen spezifischen Typ des Aquariums stellt das sogenannte Altwasseraquarium dar. Hier wird auf den regelmäßigen Teilwasserwechsel verzichtet und lediglich das verdunstete Wasser mit Regen- oder destilliertem Wasser aufgefüllt. Notwendig dafür ist ein nur sehr geringer Fischbesatz, damit Filter und Pflanzen die Möglichkeit haben, die anfallenden Stoffwechselprodukte umzuwandeln. Unter Aquarianern ist diese Form der Aquaristik umstritten.
Klassifikation nach Temperatur
Goldfisch – eine der Arten, die im Kaltwasseraquarium gepflegt werden kann
Bei den meisten Aquarien handelt es sich um tropische Süßwasseraquarien, bei denen eine Wassertemperatur zwischen 22 und 28 Grad konstant gehalten wird. Temperaturschwankungen beschränken sich (wenn überhaupt) auf einen Tag-Nacht-Rhythmus oder einen geringfügigen Anstieg oder Abfall der Temperatur zur Laichzeit. Es gibt keine genaue Grenze, ab welcher Wassertemperatur ein Aquarium zu den Kaltwasseraquarien zählt. Allgemein werden so oft Aquarien bezeichnet, die nicht über eine Heizung verfügen und Zimmertemperatur aufweisen. Je nach Standort des Aquariums kann es sogar notwendig sein, mit einem Kühlaggregat oder Raumkühlung dafür zu sorgen, dass an heißen Sommertagen die Wassertemperatur nicht über ein für die gepflegten Lebewesen erträgliches Maß hinaus steigt. Größere Schwankungen der Temperatur im Jahreslauf sind charakteristisch für klassische Kaltwasseraquarien. In ihnen werden häufig Fischarten gehalten, die auch in den Gewässern Mitteleuropas heimisch sind. Dies sind beispielsweise Orfen, Moderlieschen, Steinbeißer, Mühlkoppe und der Dreistachliger Stichling. Auch der Goldfisch und der aus Nordamerika stammende Scheibenbarsch zählen zu den Fischen, die sich bei nicht zu hohen Temperaturen wohl fühlen. In den letzten Jahren haben vermehrt Fische aus den Subtropen und topographisch hochgelegenen Regionen der Tropen Einzug in die Kaltwasseraquaristik gefunden, z. B. verschiedene Grundeln und Hochlandkärpflinge.
Klassifikation nach Besatz
Die meisten Aquarianer beginnen mit einem sogenannten Gesellschaftsaquarium, in dem mehrere Fisch- und wirbellose Arten gepflegt werden, die die selben Bedingungen an die Wasserwerte stellen. Bei einigen Fischarten spielen nicht nur die Wasserwerte eine Rolle. So benötigen die als Mbuna bezeichneten endemischen Buntbarscharten des Malawisees Felsenaufbauten, die ihnen Höhlen und Rückzugsmöglichkeiten bieten. Die meisten Pflanzen dagegen werden von diesen Fischen gefressen. Die Felsenbecken, in denen diese Fischarten gepflegt werden, benötigen in der Regel eine besonders gute Filterung, da hier die Stickstoffumwandlung nicht durch Aquarienpflanzen unterstützt wird. Ähnlich wie im Felsenbecken ist auch das Strömungsbecken ein Aquarientyp, in dem spezifische Umweltbedingungen vorherrschen. Hier werden Fische vergesellschaftet, die für ihr Wohlbefinden eine hohe Fließgeschwindigkeit des Wassers benötigen. Erzielt wird dies, indem eine starke Kreiselpumpe ihre Ausströmungsöffnung auf der einen Seite des Beckens hat, ihre Einsaugeöffnung aber auf die andere Seite des Beckens verlegt ist. Strömungsbecken, in denen Bachläufe simuliert werden und in denen unter anderem Bachforellen gezeigt werden, sind regelmäßig in großen öffentlichen Schauaquarien zu sehen.
Artaquarien sind vor allem bei erfahreneren Aquarianern verbreitet, die gezielt eine Art pflegen und gegebenenfalls züchten möchten, die besondere Halteanforderungen stellt. Ein Beispiel für eine solche Fischart ist die Australische Wüstengrundel, die sich am wohlsten fühlt, wenn während der Nacht die Wassertemperatur im Aquarium stark abfällt. Nur wenige andere Fischarten kämen über längere Zeit mit diesen starken Temperaturschwankungen zurecht. Andere Arten eignen sich wegen ihrer Aggressivität gegenüber anderen Fischen nicht für eine Haltung im Gesellschaftsbecken. So neigen die im Süßwasser- beziehungsweise im Brackwasseraquarium haltbaren Vertreter der Kugelfische wie Assel-, Zwerg- und Palembang-Kugelfisch dazu, die Flossen anderer Fische zu zupfen. Zumindest die ersten zwei Arten lassen sich unter Umständen gemeinsam mit sehr wendigen Fischarten halten, empfehlenswerter ist jedoch für sie ein Artaquarium.
Im Naturaquarium und im Holländisches Pflanzenaquarium haben Aquarienpflanzen gegenüber den Fischarten eine mindestens ebenbürtige Rolle inne. Gelegentlich wird in Holländischen Pflanzenaquarien völlig auf die Kultur von Fischen verzichtet. Für beide Aquarientypen ist eine Düngung mit Kohlenstoffdioxid die Regel, um ein optimales Pflanzenwachstum sicherzustellen.
Aquariengröße
Europas größtes mobiles Aquarium
Die kleinsten im Handel erhältlichen Aquarien haben einen Wasserinhalt von 4,5 Liter. Diese Aquarien werden auch als Nano-Aquarium bezeichnet und sind nicht für die Haltung von Fischen gedacht. In ihnen werden Wasserpflanzen gepflegt und – falls es sich dabei um Meerwasser handelt – auch Weichkorallen, Krustenanemonen, winzige Krebstiere oder Stachelhäuter. Bei diesen Aquarien ist eine genaue Kontrolle der Wasserwerte und eine sorgfältige Konzeption wichtig. Sie gelten daher als nur für erfahrene Aquarianer empfehlenswert.
Noch kleiner sind die sogenannten Ecospheres, die jedoch nach Ansicht vieler Aquarianer nicht unter den Begriff Aquarium fallen. Bei ihnen handelt es sich um einen geschlossenen Glaskörper, in dem eine tote Koralle, Grünalgen und die Garnelenart Halocaridina rubra vergesellschaftet sind. Diese Garnele ist so genügsam, dass sie in diesen Kugeln ohne zusätzliche Fütterung bis zu 2 Jahre überlebt (normale Lebenserwartung 10-20Jahre). Ein Eingreifen oder eine Fütterung durch den Aquarianer ist nicht möglich. Aus diesem Grund lehnen viele Aquarianer diese Form der Aquaristik ab.
Die am meisten verkauften Aquarien mit den Maßen 60x30x30 cm³ fassen dagegen 54 Liter Wasser. Diese Aquarien gelten gleichfalls als kleine Aquarien, wenn auch darin eine Reihe von Fischarten gepflegt werden kann. Bei dieser Aquariengröße gilt, dass Pflegefehler wie insbesondere zu hoher Besatz, aber auch ausbleibender Teilwasserwechsel oder falsche Fütterung sich sehr viel schneller und drastischer auswirken. Eine dadurch verursachte schnelle Änderung des pH-Werts kann zum Tod der darin gepflegten Lebewesen führen. Aquarien, die mehr als 100 Liter fassen, gelten daher als weniger anspruchsvoll in der Pflege und sind geeigneter für die in der Aquaristik gängigen Fischarten. Daher sind sie für weniger erfahrene Aquarianer eine sinnvolle Größe. Vorgefertigte Aquarien werden vom Fachhandel bis zu etwa 700 Litern Volumen angeboten. Maßgefertigte Aquarien können auch bei Privathaltern diese Größe deutlich übersteigen. Dabei muss jedoch das erhebliche Gewicht eines solchen Aquariums und seine Auswirkung auf die Statik eines Hauses berücksichtigt werden.
Die größten Aquarien trifft man in öffentlichen Schauaquarien an. Mehrere Aquarien wie beispielsweise das Shedd Aquarium, das Monterey Bay Aquarium und das Okinawa Churaumi Aquarium haben Aquarien, die 7.500 Kubikmeter Wasser fassen.
Das größte mobile Aquarium Europas fasst etwa 60 000 Liter Wasser und wird im Rahmen von Kongressen oder Ausstellungen gezeigt, kann aber auch von privaten Veranstaltern gemietet werden. Mobile Aquarien sind nicht nur wegen der wechselnden Wasserqualität an den einzelnen Einsatzorten schwierig zu versorgen, sondern auch, weil jeweils ein absolut planer und tragfähiger Untergrund vorhanden sein muss, damit die zentimeterdicken Scheiben nicht reißen.
Bestandteile eines Aquariums
Filter, Beleuchtung und Heizung
Schematische Darstellung eines Außenfilters im Aquarium
Für die Aufrechterhaltung der Lebensbedingungen sind ein Filter, bei der Haltung der meisten Fischarten auch eine Heizung und eine Beleuchtung nötig.
Filter haben im Aquarium die Funktion, Schwebeteilchen, Futter- und Pflanzenreste sowie gelöste Verbindungen aus dem Wasser zu entfernen oder in ungiftige Stoffe umzubauen. Der Aquariumfilter im Süßwasseraquarium kann dabei als Innenfilter oder Außenfilter ausgeführt sein. Innenfilter sind die häufigste verwendete Filterform. Ihr Einsatz ist jedoch auf kleinere Aquarien beschränkt. Eine der einfachsten Filterformen ist dabei der Hamburger Mattenfilter. Außenfilter werden heute meist als sogenannte Topffilter betrieben, daneben sind aber auch Sandfilter oder Rieselfilter denkbar, die aber sehr platzintensiv sind. Die Mikroorganismen, die für eine Stickstoffumwandlung notwendig sind, sind in einem neuen Filter allerdings noch nicht enthalten. Neu eingerichtete Aquarien werden daher über mehrere Wochen ohne Fischbesatz betrieben, damit sich diese Mikroorganismen etablieren können. Der Prozess kann abgekürzt werden, wenn Filterstarter verwendet werden.
Eine spezielle Art eines Innenfilters ist der Bodenfilter. Dabei wird der Kies vom Bodengrund als Filter verwendet. Solche Filtersysteme sind in Deutschland unüblich und vor allem in Großbritannien und Nordamerika anzutreffen.
Die meisten Filter arbeiten als biologische Filter: der Abbau von Schadstoffen erfolgt durch Mikroorganismen. Aktivkohlefilter entziehen dem Wasser auf physikalische Weise (Adsorption) Schadstoffe; ihre Aufnahmekapazität ist begrenzt, weswegen die Aktivkohle regelmäßig erneuert werden muss.
Filtermaterialien:Torfkügelchen um den pH-Wert des Wassers zu senken, Tonröhren und sogenannte „Biobälle“ zur biologischen Filterung, im Hintergrund Schaumstoff
In einem Meerwasseraquarium wird die Filterung über einen Eiweißabschäumer erzielt. Dies ist möglich, weil Meerwasser eine andere Oberflächenspannung hat als Süßwasser. Organisch gelöste Verbindungen, hauptsächlich Stickstoffverbindungen (Eiweiße), aber auch Fette und Öle, sammeln sich an der Grenzfläche zwischen Luft und Wasser an. Durch die Erzeugung von feinen Blasen entsteht ein mehr oder weniger feiner Schaum, der zusammen mit den Verschmutzungen aus dem Aquarium entfernt werden kann. Dieser Vorgang lässt sich auch an der Küste beobachten, wenn die Meeresbrandung Schaum produziert, der sich in Form von Flocken am Strand sammelt.
Bei der Heizung ist heute eine Stabheizung am gebräuchlichsten. Die vielfach propagierte Bodenheizung, bei der entweder eine Heizmatte auf die Bodenscheibe gelegt wird oder ein Heizkabel im Bodengrund untergebracht wird, ist bei der Aufstellung in beheizten Räumen nicht mehr nötig. Sie hat außerdem den Nachteil, dass, anders als bei der Stabheizung, ein einfacher Austausch bei einem Defekt nicht möglich ist und das höhere Anschaffungskosten getätigt werden müssen. Früher wurden diese Heizmatten auch vermehrt unterhalb des Aquariums, zwischen Bodenscheibe und Schrankplatte verlegt. Diese Art der Bodenheizung hat den Vorteil, dass keinerlei stromführende Teile innerhalb des Aquariums liegen. Die Gefahr eines elektrischen Schlages wird jedoch auch bei den internen Heizmatten/kabel gebannt, da die gängigen Heizkabelsysteme mit ungefährlicher Niederspannung arbeiten. Der unbestreitbare Vorteil eines solchen Heizsistems ist die sehr gute Zirkuilation des Wassers durch den Bodengrund und die dadurch verminderte Gefahr des "Schwarzwerden" des selben. Einige Außenfilter haben auch eine integrierte Heizung, so dass erwärmtes Wasser in das Becken fließt. Auch hier gilt als Nachteil, dass bei einem solchen Kombigerät das gesamte Gerät ausgetauscht werden muss, wenn entweder die Heizung oder der Filter defekt ist.
Bei der Beleuchtung werden häufig Leuchtstoffröhren eingesetzt. Die Verbreitung von Quecksilberdampflampen, auch „HQL-Lampen“ genannt, nimmt heute ab, da Halogenmetalldampflampen, auch „HQI-Brenner“ genannt, bei gleicher Leistung eine höhere Lichtausbeute bieten. Für Becken über 50 cm Höhe sind HQI-Brenner erforderlich, da die Lichtstärke mit zunehmender Tiefe schnell abnimmt.
Weitere Ausrüstungsgegenstände
Ein Thermometer ist notwendig, um die Wassertemperatur gelegentlich zu überprüfen. Ein einfaches Flüssigkeitsthermometer ist dabei ausreichend, auch wenn mittlerweile digitale Aquarienthermometer angeboten werden. Erhältlich sind auch Thermofolien, die von außen an einer Stelle des Aquarienglases aufgeklebt werden. Diese Thermometer, die die Temperatur durch eine unterschiedliche Färbung der Schrift anzeigen, werden gelegentlich als nicht hinreichend genau kritisiert.
Mit einem Kescher oder einer Fischfangglocke werden Fische oder auch frei schwimmende Pflanzenbestandteile aus dem Wasser herausgefischt. Eine Fischfangglocke ist dabei besonders geeignet, wenn die Fische sehr empfindlich sind oder man Jungfischschwärme fangen möchte. Schlauch und Eimer sind nötig, um den Wasserwechsel vornehmen zu können. Ein Mulmsauger ist behilflich, um Mulm aus dem Aquarium zu entfernen. Sinnvoll bei längerer Abwesenheit ist ein Futterautomat, der über einen längeren Zeitraum regelmäßig Futter in das Aquarien abgibt. Mit ihm wird die Versorgung der Fische während eines Urlaubs sichergestellt. Aquarianer, die besonders Wert auf die Pflege ihrer Aquarienpflanzen legen, verwenden außerdem eine langstielige Pflanz-Pinzette und -Schere.
Für die Bestimmung der Wasserwerte werden zum Teil elektronische Geräte angeboten. Es gibt aber auch einfach anzuwendende Tauch- und Tropftests. Bei Tauchtests werden Teststicks kurz ins Aquarienwasser getaucht. Anhand einer Farbskala kann dann der zu bestimmende Wert gemessen werden. Im Handel erhältlich sind dabei Tauchtests, die gleichzeitig Nitrit, Nitrat, die Gesamthärte, die Karbonathärte und den pH-Wert bestimmen. Wegen ihrer oft sehr hohen Ungenauigkeit werden sie von fortgeschrittenen Aquarianern oft heftig kritisiert. Das im Wasser gelöste Kohlenstoffdioxid lässt sich am einfachsten mit einem CO2-Dauertest messen. Auch die Tropftests messen die im Wasser enthaltenen Stoffe mit einer Farbskala. Dabei werden eine bestimmte Anzahl einer Testlösung auf meist fünf Milliliter Aquariumwasser gegeben. Auch sie bestimmen die Wasserwerte nicht so exakt wie eine Laboruntersuchung. Für die meisten Aquarianer sind die Tropftests jedoch hinreichend genau.
Leitungswasser und Aquarienwasser
Hobbyaquarianer entscheiden sich meist für einen Besatz mit Lebewesen, die mit den Wasserbedingungen zurechtkommen, die das jeweilige Leitungswasser bietet. Sofern die Wasserwerte des Aquariums auch beim Leitungswasser vorliegen, kann dann ein Aquarium nach einem Teilwasserwechsel direkt mit entsprechend temperiertem Leitungswasser aufgefüllt werden. Viele Aquarianer behandeln das Wasser jedoch mit einem Wasseraufbereiter, um die darin befindlichen Schwermetalle zu binden und eventuell vorhandenes Chlor zu neutralisieren. Nur bei sehr stark mit Schwermetallen oder Herbiziden belastetem Wasser ist eine Filterung mit einem Carbonit-Filter notwendig.
Generell lässt sich Leitungswasser so verändern, dass jeder gewünschte Wasserwert erreicht werden kann. So kann sehr hartes Leitungswasser durch eine Umkehrosmose oder durch einen Mischbettfilter auf den gewünschten niedrigeren Härtegrad gebracht werden. Brackwasser- oder Salzwasserbedingungen werden durch die Hinzufügung von speziellen Salzmischungen erzielt.
Bodengrund
Süßwasseraquarien haben grundsätzlich einen Bodengrund; in der Meerwasseraquaristik ist dies vom Aquarientyp abhängig.
Kies wird am häufigsten als Bodengrund verwendet. Ihn gibt es in unterschiedlichen Korngrößen. Empfehlenswert sind rund geschliffene Steine, damit Fische mit empfindlichen Barteln sich daran nicht verletzen können. Die Kiesgröße ist abhängig von den zu pflegenden Lebewesen. Generell besteht die Gefahr, dass bei zu großer Kiesgröße Futterreste in die Steinlücken fallen, dort für die Fische nicht erreichbar sind und in den Lücken verfaulen, was die Wasserwerte negativ beeinflusst. Kleine Kiesgrößen mit einem Durchmesser von etwa einem Millimeter sind beispielsweise bei Süßwassergarnelen notwendig. Die Tiere sind dann in der Lage, die einzelnen Steine mit ihrem Beinen umzudrehen und nach Algenaufwuchs abzusuchen. Aquarianer, die Wert auf gutes Pflanzenwachstum legen, bringen unterhalb der